1. Was ist ein Raspberry Pi?
Der Raspberry Pi hat den Ruf, zu den kleinsten Computern, die je gebaut wurden, zu gehören. Bereits der Name Raspberry Pi – zu Deutsch „Himbeerekuchen“ – deutet an, dass es sich um ein kleines Stück handelt. Und in der Tat hat der winzige Raspberry Pi die Größe und das Format einer Kreditkarte bei einem Gewicht von gerade Mal 45 Gramm. Mit zwischen 25 und 35 Euro liegenden Preisen ist er auch extrem preiswert und dementsprechend begehrt. Der Raspberry Pi ist ein Einplatinen-Computer (Mikrocomputer) in Scheckkartenformat mit einem ARM-Prozessor, welcher zu einem leistungsfähigen Mini-PC werden kann, indem er direkt an eine Tastatur und an ein Fernsehgerät (als Ersatz für einen Monitor) angeschlossen wird. Dadurch kann er sofort für einfache Funktionen verwendet werden, wie für Textverarbeitung und für Videoabspielen (und das sogar in HD-Qualität), für einfache Spiele sowie für Surfen im Internet. Angeboten der Raspberry Pi wird ohne Gehäuse, Kabel, Monitor, Netzstecker, Speicher und Tastatur, und zwar in zwei Varianten: das einfachere Modell A (das über einen 700-MHz Hauptprozessor und einen 256-MB-Arbeitsspeicher verfügt) und das Modell B (das einen 512-MB-Arbeitsspeicher hat). Den jungen Menschen ermöglicht der Raspberry Pi einen preisgünstigen Einstieg ins Programmieren, in den Händen von Tüftlern kann er sich zum wahren Multitalent entwickeln. Denn vor allem ist der Raspberry Pi leicht erweiterbar und enorm ausbaufähig.
2. Die Geschichte des Raspberry Pi!
Entworfen und entwickelt wurde der Raspberry Pi von der gleichnamigen Organisation – der „Raspberry Pi Foundation“ – eine britische Stiftung, die am 5. Mai 2009 in Caldecote (South Cambridgeshire) ins Leben gerufen wurde. Zumal sie das Ziel anpeilte, die Bildung in Großbritannien zu fördern (in erster Linie das Studium der Informatik sowie verwandte Studienfächer), ließ sich die Raspberry Pi Foundation als eine Non-Profit–Organisation (gemeinnützige Organisation) registrieren. So wurde der „Raspberry Pi“ als Kleinstcomputer konzipiert, welcher zu erschwinglichen Preisen angeboten werden kann, um die jungen Studierenden beim Lernen zu unterstützen, zum Testen anzuspornen und zum Experimentieren zu inspirieren. Dabei setzten die Väter der Raspberry Pi Foundation bewusst auf den entscheidenden Spaßfaktor beim Studieren der Computergrundlagen und Erlernen der Programmierung, wie sie es wohl selbst mit den ersten Heimcomputern erlebt hatten. Die Treuhänder der Raspberry Pi Foundation sind gestandene Computerexperten. Erwähnt seien hier der Gründer des Unternehmens für Computerspiele „Frontier Developments“ David Braben, der Professor im Bereich „Computing in University“ am „Cambridge Computer Laboratory“ Alan Mycroft und der Gründer einiger Software-Startups, der Ingenieur Eben Upton (der als der eigentliche Erfinder des Raspberry Pi gilt, zumal er ihn ja entworfen hat).
Die Vision von Eben Upton – billige Computer für Kinder zu bauen – entstand bereits im Jahr 2006. Anfang 2012 war es dann soweit, der Bahnbrechende Raspberry Pi war reif für die Markteinführung. Ursprünglich hieß es, verkauft wird der Raspberry Pi nur direkt über den Online-Shop der „Raspberry Pi Foundation“. Wie es allerdings am 29. Februar 2012 kurz vor dem Verkaufsstart bekannt gegeben wurde, obliegt der Vertrieb des Raspberry Pi der zwei offiziell lizenzierten Distributoren „Premier Farnell“ und „RS Components“. Diese produzieren auf Anfrage, wickeln außerdem sowohl die Bestellungen als auch die Lieferungen ab. Knapp ein Jahr später lässt sich die Bilanz zeigen, der Aussage der Marketing-Verantwortliche der Stiftung Liz Upton zufolge ist die Stiftung, die den Raspberry Pi ins Leben gerufen hat, „ziemlich weit auf dem Weg zur Million vorangekommen”. Bei Element 14 (die Marke von „Premier Farnell“) ist der Raspberry Pi derzeit für knapp unter 33 Euro zu haben.
3. Was spricht für einen Raspberry Pi?
• Für den durch die gemeinnützigen Raspberry Pi Foundation geschaffene Mini-Computer sprechen viele Stärken und positiven Eigenschaften. Dazu zählen der bezahlbare Preis von 25 Pfund in Großbritannien und circa 35 Euro (inklusive Versand) in Deutschland. Hinzu kommt, dass er nicht nur für Schüler, sondern auch für begeisterte Bastler mit viel Erfahrung, die mit ihm echt anspruchsvolle Ideen realisieren können, willkommen ist. Gekonnt verbunden lassen sich mehrere Raspberry Pi zu leistungsstarken Rechnern für kleine und mittelgroße Unternehmen zusammensetzen.
• Des Weiteren werden für die kleinen Raspberry Pi Mini-Rechner inzwischen mehrere verschiedene Open-Source-Betriebssysteme – per kostenlose Downloads auf den Webseiten der Entwickler – angeboten, allen voran auf Debian basierende Linux-Distributionen. Darüber hinaus kann auch das Android-Betriebssystem für den Raspberry Pi eingesetzt werden. Zur Verfügung steht mittlerweile sogar das altbewährte Unix-Betriebssystem: mit der Variante „Plan 9“. Zu freien Downloads und Nutzung stehen neben den freien Betriebssystemen reichlich Open-Source-Software und ganze Open-Source-Projekte, welche von fleißigen Tüftlern entwickelt wurden und samt Einleitungen meist per Videos weitergegeben werden.
• Raspberry Pi-Neulingen erhalten nun auch das neue ausführliche Handbuch (das „Education Manual“), welches eine Gruppe Lehrer aus Großbritannien ins Netz zur freien Nutzung unter der sogenannten Creative Commons Lizenz gestellt hat. Wer bereits einen Mini-PC besitzt, der kann es über den Pi Store downloaden.
• Ferner bietet die University of Cambridge auch eine hilfreiche Online-Schulung – den „Baking Pi“ – an (der laut der offiziellen Seite von Raspberry Pi gerade Mal zwölf Stunden dauert), mit deren Hilfe die Pi-Einsteiger sich die unentbehrlichen Grundkenntnisse zur Entwicklung eines Betriebssystems für den Raspberry Pi aneignen können. Die für die Online-Schulung erforderliche Software wird von der University of Cambridge kostenlos zur Verfügung gestellt. Teilnehmen an diese Schulung darf jeder ab 16 Jahren, der einfach im Besitz von einem Raspberry Pi, einer handelsüblichen SD-Karte und einem Computer (durch den er diese Speicherkarte beschreiben kann), ist. Die Online-Schulung beginnt mit den theoretischen Grundlagen, worauf geeignete technische Übungen folgen, die Schulung vermittelt natürlich auch Grafik-Kenntnisse.
4. Was kann der Raspberry Pi?
Vor wenigen Monaten auf den Markt gebracht, ist der kleine Raspberry Pi – liebevoll nun auch Raspi genannt – zum großen Hit geworden, nicht nur für die Schüler und die Studenten, für die er gedacht war, sondern auch für Computerfreaks, für Elektronikbegeisterte und für passionierte Tüftler. Kein Wunder, dass die neuen Ergänzungen seiner wachsenden Fangemeinde ihn um immer mehr Funktionen bereichern.
• Das Erste, was der kleine „nackte“ Raspi bereits bei seiner Einführung konnte, war, zum „richtigen“ funktionsfähigen Computer zu werden. Hierzu sind einige klassische Zubehörteile erforderlich. Anstatt einer Festplatte braucht er eine SD-Speicherkarte, auf der sein Betriebssystem (die Betriebssystem-Dateien) aufgespielt sowie andere Anwenderdateien gespeichert werden können. Ferner ist er um einen Monitor oder ein Fernsehgerät und eine Tastatur als Peripheriegeräte zu ergänzen, welche wie bei jedem handelsüblichen Computer auch an ihm angeschlossen werden können, und zwar je nach der Bauweise der jeweiligen Tastatur (mit USB-Anschluss oder per Funkadapter) oder Monitor (per HDMI oder DVI-D). Optional kann er dann auch um eine Maus (mit USB-Anschluss oder auch eine drahtlose Maus (falls das Betriebssystem auf dem Raspberry Pi diese unterstützt) oder um ein Touchpad ergänzt werden.
• Mittlerweile kann der Raspi sehr viel mehr. Die Webseite der Stiftung liefert allerhand Wissenswertes rund um das Realität gewordene kleine Wunder namens Raspberry Pi. Das Forum liefert aktuelle News, der FAQ-Bereich beantwortet die wichtigsten Fragen, im Download-Bereich sind interessante Features verfügbar, der Quickstart Bereich erleichtert den Einstieg in die Welt des Mini-Computers.
5. Warum ist der kleine Computer so beliebt?
Der Winzling Raspberry Pi hat mittlerweile bei den jungen Computerfreaks tatsächlich jene Akzeptanz erfahren und Begeisterung ausgelöst, welche sich sein Erschaffer Eben Upton wohl auch gewünscht hat. Die Verkaufzahlen belegen eindeutig, dass die „Himbeerpraline“ ihre jungen Fans inspiriert, den „nackten“ Raspberry Pi zu kaufen, um daraus ihre Rechner selbst aufzubauen, ihr Betriebssystem eigenständig zu programmieren und zu konfigurieren, letzten Endes auch tolle Projekte damit fertigzustellen. Wie viele und zugleich überaus ausgefallene Visionen verwirklicht worden sind, scheint den Vater des Mini-Computers zu überraschen und zu erfreuen, seine eigene Erfindung bestätigt und seine Vision, der jungen Generation einen Computer zum Preis von einem Schulbuch zu ermöglichen, erfüllt zu sehen. Mittlerweile ist eine große Raspberry Pi Community entstanden, welche sich in Internet-Foren austauscht und gegenseitig unterstützt.
Um die Kinder und die Jugendlichen noch stärker zu motivieren, hat die Raspberry Pi Foundation auch einen Programmierwettbewerb – der immer bis zum 1. September läuft – initiiert. Die Nachwuchsentwickler haben dabei absolut freie Wahl, welche Programmiersprache sie verwenden, zudem ist für die Programmierung kein Raspberry Pi nötig. Der Wettbewerb ist in zwei Altersgruppen unterteilt: Die erste Gruppe umfasst die Kinder bis einschließlich 13 Jahre, die zweite Gruppe wiederum die Teenager zwischen 14 und 18 Jahren. Die Besten pro Altersgruppe können jeweils 1000 US-Dollar gewinnen. Belohnt werden aber auch die tiefer platzierten Teilnehmer, sie erhalten immerhin jeweils 200 US-Dollar.
6. Was der Raspi schon kann, belegen zahlreiche beeindruckende Anwendungsbeispiele.
Mittlerweile ist auf mehreren Blogs und Foren über zahlreiche eindrucksvolle Projekte, welche mit dem Mini-Rechner bereits verwirklicht worden sind, zu lesen. Zugleich sind etliche Videos zu sehen, die noch überzeugender zeigen, was für Ideen der Nutzer mit seinem kleinen Raspi alles schon in die Tat umsetzen kann. Erwähnt seien zum Beispiel:
• Dank in Rüben versteckten Sensoren kann jedermann diese durch einfache Berührungen zum Musikinstrument machen. Das „Geheimnis“ ist das Script, welches dafür sorgt, dass die entsprechende Audiodatei einfach abgespielt wird.
• Eine Kaffeemaschine lässt sich brav per Telefon steuern und „spricht“ auch selbst am Telefon. Die Lösung ist eine Schnittstelle zum „Tropo“ (dem Sprachdialogsystem der Telekom).
• Live-Bilder der Erde aus 43 Kilometer Höhe. Die Lösung ist: per GPS-Sensor gesammelten Daten und eine Webcam, die per USB-Schnittstelle am Raspi angeschlossen ist.
• Projekt „Raspberry Glasses“, eine Videobrille, die mithilfe einer tragbaren Tastatur gesteuert und damit zum Surfen im Internet genutzt werden kann. Nutzbar sind die Raspberry Glasses auch zum Schreiben von Texten sowie zum Lesen von E-Mails. Die Lösung ist simpel: Mit einer Videobrille verbunden, wird der Mini-PC sozusagen zum Bildschirm.
• Dank dem Gertboard (eine nach deren Entwickler Gert van Loo genannte zusätzliche Ergänzungsplatine) kann der Raspi um manche interessante Fähigkeit ergänzt werden. Das Gertboard dient als eine Schnittstelle, die dem Raspi Pi neue Einsatzgebiete eröffnet. Denn es fungiert als eine Steuerungseinheit zur Interaktion zwischen dem Raspi und anderen Geräten oder Gegenständen. Der Nutzer muss das Gertboard nur am Raspberry Pi anschließen (anlöten), darauf das passende Beispielprogramm wählen und einsetzen.
Tags:
- mit raspberry pi anfangen
- videowiedergabe auf android-mikrocomputern
- rasperry pi bios
- ideen mit raspi
- raspberry pi als pc ersatz