Blue Boxing (Phreaking) – was ist das eigentlich?

Phreaking – Telefon Hacking

Blue Boxing, auch phreaking genannt, ist eine Möglichkeit um mit Hilfe von speziellen Signaltönen kostenloses Telefonieren zu ermöglichen, meistens für Ferngespräche, aber auch um Telefonleitungen anzuzapfen.
So gibt es dementsprechend dafür vorgesehene Boxen.
Eine black box z.B. ermöglicht kostenlose Anrufe aus einem Haustelefon, eine red box Anrufe aus einer Telefonzelle und die berühmt-berüchtigte blue box bietet vollständige Kontrolle über die Telefonanlage.

Wie das blue boxing funktioniert

Die blue box bestand aus einem Set von Audio-Oszillatoren, einer Telefontastatur, einem Audioverstärker und einem Lautsprecher.
Ein kostenloser Ferngespräch Telefonanruf meistens über eine sehr lange Distanz hinweg erfolgte über ein normales Telefon. Sobald die Leitung bestand, wurde ein 2600-Hz-Ton aus der blauen Box in das Mundstück des Telefons geführt (2600-Hertz ist ein Überwachungssignal, weil es den Status eines Anschlusskabels zeigt; Gegenseite hat abgehoben (kein Ton), oder aufgelegt (ton)., wodurch die Bediener getrennt werden und dem blue box Nutzer ein kostenloses Ferngespräch zur Verfügung steht.
Bei Beginn wird ein Gebührenzähler aktiviert.
Durch Abspielen dieses Tons ist die Telefongesellschaft davon überzeugt, dass die Gegenseite aufgelegt hat. Durch diesen Ton wird somit der Gebührenzähler gestoppt und es wird eine neue vorerst kostenlose Leitung bereitgestellt.

Die Entstehung des blue boxings

Joe Engressia entdeckte zufällig mit 7 Jahren, dass er durch Pfeifen mit seinem Mund, einen Ton erzeugen konnte, der 2600 Hz erreichte.
So trainierten er unter weitere Telefonhacker das genaue Pfeifen dieses Tons. Sie lernte auch, wie sie Telefonanrufe steuern konnten.

Um 1960 enthielten Capt'n Crunch Frühstücksflocken Pakete ein kostenloses Geschenk, und zwar eine Pfeife, mit der sich zufälligerweise genau dieser Ton erzeugen lies, indem beide Löcher der Pfeife bedeckt waren. Daraufhin gab sich der Hacker John Draper den Namen Captain Cruchn (entsprechend der Marke der Frühstücksflocken).


Andere nutzten exotische Vögel oder Kanarienvögel um diesen Ton zu erzeugen, mit demselben Erfolg.

So entstand durch das blue boxing innerhalb kürzester Zeit eine eigene Kultur von Menschen, die genau darauf spezialisiert waren.

Blue boxes waren in erster Linie Geräte für Streichanrufe, andere nutzten diese aber vor allem für kostenlose Telefonate. Sie waren auch in kriminellen Kreisen beliebt, da sich neben des kostenlosen Telefonierens auch die Möglichkeit bat, Anrufe mit dem Stand der damaligen Technologie nicht zurückverfolgen zu können.

Blue boxing erlangte mehr Bekanntschaft, nachdem ein Artikel von Ron Rosenbaum mit dem Namen ,,Secrets of the Little Blue Box“ (zu Deutsch: Das Geheimnis der Blue Box) im Oktober 1971 erschien. Plötzlich wollten immer mehr Menschen zu den ,,phreakern“, den Hackern der Telefonnetze, hervorgerufen durch die blue box, gehören und Hacker erlangen Berühmtheit wie z.B. Captain Crunch.
1974 veröffentlichte das Magazin CQ zudem Informationen zu dieser Technik des Hackens von Telefonleitungen einschließlich Tonfrequenzen und Schaltplänen der blue box.

[Bluebox von Steve Wozniak – Wiki] 1988 veröffentliche ein anderes Magazine erneut die geheimen Frequenzen, was für ein Wiederaufleben der blue box bei einer neuen Generation der Hacker sorgte.

Während der 90er Jahre erlangte die blue box wieder Popularität. Eine Software wurde hergestellt, um den Umgang mit der blue box zu erleichtern, in dem mit der sich mithilfe eines Computers Signaltöne erzeugen und ins Telefon abspielen ließen.

Mitte der 90er kam der Tod der blue box. Telekommunikationsunternehmen stießen auf das Problem und nutzten fortan eine bandexterne Signalgebung mit separaten Daten-und Signal-Kanälen.
Diese Systeme trennten Stimme und Signalisierungskanäle, was es unmöglich macht, diese Signale durch eine normale Telefonleitung zu erzeugen. Jedoch gibt es noch Länder in denen das Phreaking noch funktioniert!


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